Gesine Schwan, Professorin der Politikwissenschaft, zweimalige Kandidatin für das Bundespräsidentschaftsamt und hochklassige Rednerin, begeisterte am Donnerstag, den 14.2.2019, die ZuhörInnen des Königsteiner Salons mit ihrer feinen und tiefsinnigen Rhetorik zur Rolle der Bildung bei der Lösung von Konflikten. Scheinbar mühelos überwand sie zunächst die Schwierigkeit, die scheinbar klar besetzten Begriffe Bildung (positiv) und Konflikte (negativ) geschickt zu definieren, sodass sie schließlich beide als notwendiges Fundament einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft gelten mussten. Den sich nun ergebenden Konflikt des Wortes „gegen“ konnte sie durch die Betrachtung ihrer eigenen Biografie im Hinblick auf ihr Elternhaus und die spätere eigene Familie mit einer derartigen Finesse aus dem Weg räumen, dass man eigentlich nur noch nickend dasitzen konnte (was nicht wenige auch bereitwillig taten). Ihre Verweise auf die Betrachtungen von Montesquieu, Arendt, Freud u.a. hatten an keiner Stelle den Duktus einer Belehrung, sondern sie wirkten stets leicht und verliehen ihren Gedanken eine faszinierende Durchdringung. Das Publikum war sichtbar bewegt von dieser starken Frau, die es sich auch nicht nehmen ließ, alle Anwesenden - auch die jüngeren Vertreter des Amguri-Projekts - an deren eigene gesellschaftliche Verantwortung für den Erhalt und die Arbeit in einer Demokratie und den großen Wert des Miteinander-Streitens zu erinnern. Das Abschieben von Verantwortung auf „die da oben“ beschrieb sie als großen Fehler, alle zusammen müssten ihre jeweiligen Interessen miteinander besprechen und gegeneinander abwägen, um auch mögliche Kehrseiten von eigenen Projekten sehen zu können. Die Quintessenz des heutigen Abends war so eindeutig wie einprägsam: Nur durch das gegenseitige Anerkennen als gleichwertige Personen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten können Konflikte schließlich zu gegenseitigem Vorteil gelöst werden, ohne dies bleiben Kriege schlussendlich auch in Zukunft unvermeidlich.
Ein Wermutstropfen blieb jedoch bestehen: Der Vortrag war viel zu kurz und gerne hätten sich noch viele länger mit dieser beeindruckenden Frau ausgetauscht. Die Mitglieder des Amguri-Projekts ließen es sich jedoch nicht nehmen, Frau Schwan an das Taunusgymnasium einzuladen. Ihre Zusage kam prompt und wir freuen uns schon darauf, sie bei uns begrüßen zu dürfen.

 

Copyright by Christina Maechler

 

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