Das Taunusgymnasium kann auf eine sehr lange Musiktradition zurückblicken, ein „Leuchtturm“ war dabei stets die Musikpraxis, namentlich die Orchester- und Chorarbeit. Seit geraumer Zeit ist der Musikbereich zusätzlich unter anderem mit Bläser- und Streichergruppen der Jahrgänge 5 und 6 umfassend ausgebaut und das Taunusgymnasium vom Hessischen Kultusministerium als „Schule mit Schwerpunkt Musik“ zertifiziert worden. Eine ganze Reihe nachmals professioneller Musiker waren Schüler des Taunusgymnasiums. Das im Königsteiner Haus der Begegnung stattfindende jährliche Schulkonzert des Taunusgymnasiums ist einer der Höhepunkte im Schuljahr.

Auch diesmal bot das Schulkonzert, zu dem Schulleiter Jochen Henkel die Besucher herzlich begrüßte, Gelegenheit für den ersten großen Auftritt der Streicher- und Bläsergruppen der Jahrgangsstufe 5. Wenn man bedenkt, dass die jungen Musikerinnen und Musiker ihre Instrumente gerade erst etwas länger als ein halbes Jahr spielen, wurde hier Erstaunliches geleistet. Arrangements von traditionellen Melodien und bekannten Klassikern unterschiedlichster Stilrichtungen waren da zu hören, auch die eine oder andere Originalkomposition. Als temperamentvolle Wiedergaben blieben hier „Tequila“ von Chuck Rio mit der Bläsergruppe oder auch ein amerikanisches Country-Stück mit den Streichern in Erinnerung. Nervenstark standen die Fünftklässler die Premiere vor großem Publikum durch. Martin Hublow leitete die Bläser-, Joachim Wormsbächer die Streichergruppe des Jahrgangs 5. Natürlich war bei der Streicher- und der Bläsergruppe der Jahrgangsstufe 6 der instrumentaltechnische Vorsprung eines ganzen Jahres meist offenkundig. Hier leitete Michael Neubeck die Bläser- und Martina Orth die Streichergruppe. Die nächste Stufe der Instrumentalensembles am Taunusgymnasium erlebte man dann mit dem Kleinen Orchester – „klein“ allerdings lediglich bezogen auf die mitwirkenden Altersgruppen, die Jahrgangsstufen 7 und 8, nicht aber auf die große Anzahl der Orchestermitglieder. Unter der Leitung von Michael Neubeck erklangen hier das „Prélude“ aus dem „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier und das bekannte Trio aus dem ersten Marsch von Edward Elgars „Pomp and Circumstance“. Ein ansprechendes Programm hatte Martina Orth mit dem Kleinen und Großen Chor des Taunusgymnasiums einstudiert: Zusammen mit Dirk Wingenfeld am Klavier hörte man Titel wie „Will You Come And Follow Me“ von John L. Bell, das vitale „¡Cantar!“ von Jay Althouse oder das meditativ schwingende „Adiemus“ von Karl Jenkins. Die „Sprache“, die dabei verwendet wird, ist eine Erfindung von Jenkins und besteht aus erdachten Silben und Wörtern, womit die Sprache bedeutungslos wird und die Stimme als Instrument in den Vordergrund treten kann. Vielfach tauchen Worte auf, die stark dem Lateinischen oder afrikanischen Sprachen ähneln. Ursprünglich wurde die Musik für einen Werbespot einer Fluggesellschaft komponiert.

Die Streicher des Großen Orchesters unter der Leitung von Joachim Wormsbächer eröffneten den zweiten Teil des Abends mit dem Concerto A-Dur op. 3 Nr. 5 aus dem „Estro Armonico“ von Antonio Vivaldi. Mit Nathalie und Amelie Reinhardt waren zwei überaus tonschön und technisch brillant agierende Violinsolistinnen am Werk. Dem tänzerischen, rondoartigen Finalsatz verlieh der Perkussionist Liam Wurl mit dem Klang eines mit feinem rhythmischem und klanglichem Gespür eingesetzten Schellenkranzes einen Hauch von Renaissance-Sound und damit einen besonderen „Pfiff“.

Bei den nun folgenden Auftritten des Großen Orchesters unter der Leitung von Michael Neubeck kamen gleich zwei Königsteiner Komponisten ins Spiel. Von dem aus Falkenstein stammenden Hans Zimmer Jahrgang 1957), der mit seinen Hollywood-Soundtracks Weltruhm erlangte, erklang ein Arrangement seiner Musik zu dem Film „Gladiator“ im Wechsel von pulsierender rhythmischer Energie und elegischen Passagen. Zuvor schon waren Arrangements aus seiner Musik zu „Pirates oft he Caribbean“ mit den Streicher- und Bläsergruppen erklungen. Der zweite Königsteiner Komponist des Abends besucht noch die Oberstufe des Taunusgymnasiums und tritt immer wieder auch außerhalb des musikalischen Bereichs mit einer sehr ernsthaften Arbeitshaltung in Erscheinung – im Gegensatz zu Hans Zimmer, der zwar auch Schüler der damaligen Taunusschule war, aber zur Institution Schule wohl keine sonderliche Affinität entwickelt hatte. Bei jenem zweiten Königsteiner Komponisten des Konzertabends handelt es sich um Linus Dittmer (Jahrgang 2001), der als erster Geiger im Großen Orchester wirkt und schon als Sechstklässler vor einigen Jahren sein damaliges Schulensemble – das Kleine Orchester – mit einer selbst verfassten Komposition bedachte. Für das diesjährige Schulkonzert komponierte er „Das 20. Jahrhundert“, ein symphonisches Werk, das über weite Passagen mit gleichsam metronomischer Unerbittlichkeit, aber auch zahlreichen markanten musikalischen Zitaten historische Stationen des 20. Jahrhunderts musikalisch rekapituliert. Begeisterten Applaus gab es für die Komposition und seine Wiedergabe durch das Große Orchester. Begeisterter Applaus auch nach Johannes Brahms‘ Ungarischem Tanz Nr. 5 g-Moll und einem Arrangement des Finales von Dvořáks 9. Symphonie („Aus der Neuen Welt“).

All denjenigen Schülerinnen und Schülern, die in diesem Jahr wegen des Abiturs aus dem Orchester ausscheiden, überreichten die Musiklehrer als Dankeschön für ihr Engagement im Orchester eine Mappe mit großformatigen Fotos, die sie bei verschiedensten musikalischen Gelegenheiten „in Aktion“ zeigen. Traditionell erscheinen die Abiturientinnen und Abiturienten hierzu in einer Art Fancy Dress, diesmal farbenfroh im Bademantel. Ihrerseits dankten die Schülerinnen und Schüler ihren Lehrern herzlich, sogar mit einer eindrucksvollen Gesangsdarbietung (Luisa Dilger und Miriam Färber mit Sonja Marschall an der Gitarre). Der immer wieder aufbrandende Beifallssturm, mit dem sich das Publikum schließlich mehrere Zugaben erklatschte, galt ganz sicher auch Martin Hublow, der auch in diesem Jahr wieder mit einer überaus gelungenen Moderation durchs Programm führte.

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.