Leseförderung wird in jedem Deutschunterricht großgeschrieben. Im Jahrgang 6 liegt darauf ein besonderes Augenmerk, denn schließlich findet hier der Vorlesewettbewerb statt, der zunächst in den einzelnen sechsten Klassen und dann im ganzen Jahrgang ausgetragen wird, bevor eine Weiterleitung auf die nächsthöhere Ebene beginnt. Doch wie bekommt man das Kind ans Buch? Das fragen sich viele Eltern und berichten immer wieder von Lesemüdigkeit und der höheren Attraktivität, die Spiele auf elektronischen Geräten auf ihren Nachwuchs ausüben.
In der Klasse 6f am Taunusgymnasium in Königstein kann von Desinteresse am Lesen allerdings keine Rede sein. Motiviert durch die Herausforderung ihrer Deutschlehrerin C. Antony, gemeinsam einen Bücherturm zu füllen, haben die 22 Mädchen und Jungen in den letzten zehn Wochen unglaubliche 100 Bücher gelesen und das noch zusätzlich zu den Büchern, die jedes Kind für den Klassenentscheid zum Vorlesewettbewerb lesen und in der Klasse vorstellen musste. Das „Projekt: Bücherturm“ bedeutete, dass jedes Kind, das zuhause ein Buch gelesen hatte, einen Bücherrücken in einen vorbereiteten Turm an der Klassenzimmerwand klebte. Nach 25 Büchern war der erste Turm gefüllt und zur Belohnung folgte eine Spielstunde – natürlich mit Spielen rund ums Lesen, wie zum Beispiel Schnell-Lesen, Rückwärts-Lesen, Lücken-Lesen etc. Außerdem bekam jedes Kind einen Schmuckstein für die gemeinschaftlich erzielte Leistung und weitere Steine für jedes von ihm beigesteuerte Buch.
Schnell wurde das Projekt zum Selbstläufer: Die obersten Leseratten haben insgesamt an die 17 Steine gesammelt, bei anderen waren es weniger, aber kein Kind hat gar kein Buch gelesen; vielmehr entstand ein wahrer Wettlauf um die Bücherrücken und so waren der zweite und dritte Turm bereits gefüllt, kurz nachdem sie im Klassenraum aufgehängt wurden. Bei diesem rasanten Tempo war es nach dem vierten Bücherturm und 100 gemeinsam gelesenen Büchern an der Zeit, das Projekt zu stoppen. Das heißt allerdings nicht, dass nun nicht mehr gelesen wird. Viele Lesetipps konnten in den letzten Wochen ausgetauscht werden und manche Empfehlung hat sich auf die weihnachtlichen Wunschzettel geschlichen und wird wohl auch in den anstehenden Ferien für ein wahres Lesevergnügen sorgen.
